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Ökumenischer Kirchentag am 23.09.2012

Foto: Stadtkirchentag 2012, © Miron
Besucher des 3. Ökumenischen Kirchentages mit Schal

 

Die Brühler zeigen, dass hier Ökumene gelebt wird

Foto: Stadtkirchentag 2012, © Miron
Klerus vor dem Rathaus

Unter dem Motto "Von Angesicht zu Angesicht" fand in diesem Jahr zum dritten Mal der "Ökumenische Stadtkirchentag Brühl" statt. Das Motto beschreibt, wie hier christlicher Glauben, christliches Handeln und die Begegnung miteinander erlebt werden.

Am Morgen fanden die sonntäglichen Gottesdienste noch in den verschiedenen Kirchen der evangelischen, katholischen und orthodoxen Christen statt. Anschließend traf man sich jedoch auf dem Rathausplatz in der Fußgängerzone zum gemeinsamen Mittagsgebet.

Die Geistlichen der christlichen Gemeinden Brühls demonstrierten Einigkeit und zusammen wurde gesungen und gebetet. Jeder Teilnehmer erhielt einen Schal mit dem Motto und dem Symbol des Stadtkirchentages.

Die Veranstalter vom ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) Brühl haben den Tag tatsächlich so gestaltet, dass alle Teilnehmer Ökumene zum Anfassen erleben konnten. Die gelben Schals trugen symbolisch und praktisch dazu bei, die Unterschiede der Konfessionen zu vergessen und gemeinsam ein Fest zu feiern. Bereits wärend des Mittagsgebets zogen appetitanregende Wolken über den Rathausplatz, die vom Grill am Stand der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde stammten. Deshalb hatten die beiden Grillmeister anschließend große Mühe die Nachfrage nach Souvlaki zu befriedigen. Vater Constantin Miron betätigte sich als Quizzmaster und testete das Wissen seiner Kandidaten in den Themenkreisen Religion, Orthodoxie und Brühler Stadtgeschichte. In seiner bekannt humorvollen und lehrreichen Art führte er die Kandidaten alle zum Sieg und zum Preis, der wahlweise aus Gummibärchen oder einer Miniatur-Ikone bestand.

Nachmittags gab es in der Kirche "Hl. Johannes der Täufer" noch einen Kurs in Ikonenmalerei, eine Kirchenführung und einen Workshop in byzantinischem Kirchengesang.

Viele Kirchengemeinden und kirchliche Organisationen haben sich in der Fußgängerzone ebenfalls mit Informations-, Aktions- oder Verkaufsständen präsentiert. Die Katholische Frauengemeinschaft, der Hospiz Brühl e.V., die Freie evangelische Gemeinde, die KKiB Sternsingeraktion, die Brühler Initiative: Christen begegnen Muslimen - Muslime begegnen Christen, die Katholische studierende Jugend Brühl sowie die evangelische Kirchengemeinde Brühl und einige mehr zeigten allen Interessierten, was sie tun und wofür sie eintreten. Das leibliche Wohl kam dabei auch nicht zu kurz.

Währenddessen wechselten sich auf der Bühne auf dem Rathausvorplatz diverse Bands und Musikgruppen ab. Außerdem gab es noch eine Disputation zu Thesen der Ökumene und um 17:30 Uhr einen Abschlussgottesdienst. Die Predigt von Dipl. theol. Marina Kiroudi vom ACK können Sie sich hier ansehen.

Impuls beim Mittaggebet von Erzpriester Constantin Miron

Foto: Stadtkirchentag 2012, © Miron
Pfarrer Miron während seiner Predigt

Erzpriester Constantin Miron:  Impuls beim Mittagsgebet des 3. ÖKT
Über dem 3. Ökumenischen Kirchentag steht ein Text über den Heiligen Makarios von Ägypten, den großen Wüstenvater des 4. Jahrhunderts, Er lautet (in freier Übersetzung) so: „Eines Tages trifft Altvater Makarios bei einem Spaziergang in der Wüste auf einen Totenschädel, und es ergibt sich ein Gespräch. Makarios fragt: Wer bist du? Der Schädel antwortet: Ich war Priester unter den Heiden. Jetzt bin ich aber in der Hölle. Wenn du für uns, die wir in der Hölle sind, betest, erfahren wir eine große Erquickung. Makarios fragt nach: Wie ist das in der Hölle, was bedeutet Erquickung? Und der Schädel erläutert ihm dann: Wir stehen inmitten von hohen Flammen und leiden große Qualen. Deren schlimmste aber ist, dass wir Rücken an Rücken gefesselt sind und das Gesicht des Anderen nicht sehen können - das ist die eigentliche Hölle! Wenn du aber für uns betest, lockern die Fesseln sich, und wir können einander wieder ansehen, VON ANGESICHT ZU ANGESICHT. Das ist unsere Erquickung!“

Der Dialog des Mönchs Makarios mit dem Schädel spricht metaphorisch von der Beziehung des Menschen mit dem Anderen; dem Mitmenschen. Für den Christen ist nicht die Anwesenheit, sondern die Abwesenheit des Mitmenschen, das Fehlen von Kommunikation, die Einsamkeit, das, was uns Höllenqualen bereitet.
Unser dritter ökumenischer Kirchentag in Brühl, hat dieses Thema „Von Angesicht zu Angesicht“ gewählt: gemeinsam stehen wir unserem Gott, sozusagen  „von Angesicht zu Angesicht“ gegenüber. Heute wollen wir aber auch zur Seite schauen, wer steht denn da neben mir? Es ist die Begegnung mit unseren Geschwistern in der Ökumene, jene Beziehung zum Bruder/zur Schwester, die wir pflegen wollen wie unsere Beziehung zum Vater. 

Eine der schönsten Geschichten, die unser Herr uns über unsere Beziehung zum Vater erzählt, ist ja jene vom Verlorenen Sohn. Wir kennen sie alle!

„Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein.“ (Die Schals werden verteilt).

Foto: Stadtkirchentag 2012, © Miron
Pfarrer Buhren und Pfarrer Thull bei der Schalübergabe

Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an.

Wie gerne hätten wir Ihnen allen das beste Gewand angezogen, für jeden ein bestes Gewand. Nun sind es für jeden von Ihnen symbolische Gewänder geworden, eben die Schals, die sie tragen. Sie sind gleich, denn heute wollen wir das Gemeinsame betonen. Wir leben hier in Brühl in ökumenischer Gemeinschaft, heute in ganz besonderer Weise miteinander und nicht nebeneinander. Deswegen bitten wir Sie diese Schals heute zu tragen: den ganzen Tag über werden wir uns so „von Angesicht zu Angesicht“ wiedererkennen,  am Ende des Kirchentages können Sie Ihren Schal nach Hause mitnehmen, als bleibende Erinnerung an die Brühler Ökumene. Wenn Sie nicht zufrieden sind mit diesem Tag, behalten Sie ihn als Mahnung, es in Zukunft besser zu machen.

Der Vater aber sagte zu seinen Knechten (…) Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein.“

Wir wollen heute nicht nur essen und fröhlich sein, wir wollen auch nachdenken und diskutieren, wir wollen voneinander lernen, wir wollen miteinander beten und singen, auch schweigen kann man gemeinsam, vor allem aber uns begegnen: von Angesicht zu Angesicht. Nach dem Mittagsgebet können Sie, geführt durch unseren Flyer oder informiert von unserem Infostand, den 3. Ökumenischen Kirchentag genießen. Und spätestens um 17.30 Uhr sehen wir uns hier wieder zum Abschlussgottesdienst.

Predigt beim Abschlussgottesdienst

Dipl. Theologin Marina Kiroudi - „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8)

Die Predigt ist als PDF-Dokument hier abrufbar.

 

Programmflyer

Programmflyer zum ökumenischen Kirchentag am 23.09.2012 im PDF-Format